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BWF lässt über neue Zählweise abstimmen

Seit dem Jahr 2006 werden im Badmintonsport zwei Gewinnsätze bis 21 (‚3x21‘) gespielt. Das könnte sich nach den Olympischen Spielen in Tokio ändern, denn auf dem kommenden Annual General Meeting (AGM) des Badminton-Weltverbandes BWF wird über eine neue Zählweise abgestimmt.

Von Redaktion

 

Der indonesische Badminton-Verband ('Badminton Indonesia‘) hat mit Unterstützung des asiatischen Kontinentalverbandes Badminton Asia für die Mitgliederversammlung der BWF einen Antrag zur Einführung von '5x11' (drei Gewinnsätze bis elf) eingebracht.

BWF-Präsident Poul-Erik Høyer erhofft sich durch eine Verkürzung der Sätze mehr Spannung und Intensität im Badmintonsport. Zudem soll es Badminton – durch die damit verbundene bessere Planbarkeit der Dauer von Spielen – fernsehtauglicher und zuschauerfreundlicher machen und langfristig den Status als olympische Sportart sichern.

In der Vergangenheit wurden die Vorschläge zur Änderung der Zählweise im Badmintonsport stets abgelehnt. Zuletzt 2018 mit 129 Ja-Stimmen und 123 Nein-Stimmen. Für die Einführung von '5x11' wären 168 Stimmen notwendig gewesen. Auch im Jahr 2014 erhielt ein entsprechender Vorschlag nicht die nötige Mehrheit.

Aus den dänischen Medien war in den vergangenen Wochen zu entnehmen, dass der dänische Badminton-Verband (‚Badminton Danmark‘) für die Einführung einer neuen Zählweise (‚5x11‘) stimmen wird.

Unter den Bundeskader-Athlet*innen des DBV (NK2 bis PK) wurde in den letzten Wochen eine Umfrage durchgeführt. Hier gibt es eine Tendenz für die bestehende Zählweise. Die spielstärksten Spieler*innen aus dem Perspektivkader (PK) können sich am ehesten mit allen Spielsystemen anfreunden. Über die Bundesliga besteht bereits der größte Kontakt zur Zählweise ‚5x11'. Die jüngsten Spieler*innen (Nachwuchskader 1/Nachwuchskader 2) kennen ‚5x11' bisher noch nicht aus der Praxis.

Zudem hatten die Spieler*innen die Möglichkeit, Bemerkungen über '5x11‘ abzugeben. Hier eine Auswahl:

  • Bis 11 Punkte ist besser, da man mehr Pausen hat
  • Ich bevorzuge die Zählweise bis 21 Punkte, da man besser in den Spielfluss kommen kann
  • Wenn wir mehr Geld im Badmintonsport haben wollen, brauchen wir ‚5x11‘ - mehr entscheidende Ballwechsel = mehr Spannung = mehr Zuschauer = mehr Geld
  • Es ist aufregender für Außenstehende, da mehr Spannung von Beginn an vorhanden ist. Siehe Tischtennis
  • Man hat bei 21 Punkten länger die Möglichkeit, sich auf den Satz einzustellen und er ist nicht so schnell vorbei
  • Ich müsste noch mehr in Kontakt mit dem System kommen, um es besser zu beurteilen
  • Spannender
  • Ich finde es sollen drei Sätze bis 21 geben, weil bei dem anderen System finde ich es hart, wenn man bei 11 nicht ins Spiel kommt
  • Bis 11 Punkte würde ein Match viel zu schnell gehen und man müsste nicht so eine gute Kondition haben, um mal ans Limit zu gehen
  • Finde ich einfach besser
  • Mehr Spannung. Langweilige Spiele werden kürzer. Bessere Vermarktung für den Badmintonsport durch mehr Schlüsselmomente. Asiatische Spitze wird leichter schlagbar
  • Ich bin weiterhin für die alte Zählweise, weil ich der Meinung bin, dass man so mehr Chancen hat, das Spiel noch für sich zu entscheiden.

Insgesamt haben 49 Athlet*innen ihre Meinung abgegeben.

Weitere Stimmen:

Thomas Born (DBV-Präsident): "Nachdem bereits im Jahr 2018 eine Änderung der Zählweise im Weltverband diskutiert wurde, damals aber keine ausreichende Mehrheit fand, scheint es diesmal so zu sein, als könnte der Antrag Erfolg haben. Die von den Befürwortern genannten Gründe für eine Verkürzung der Spielzeit mit mehr Spannungsmomenten kann ich für den internationalen Spitzenbereich gut nachvollziehen. Andererseits dürfen aber auch die Wünsche der Spielerinnen und Spieler auf allen Leistungsebenen nicht unberücksichtigt bleiben. Der DBV sollte dahin wirken, die aktuelle Zählweise jedenfalls als 'Alternative Zählweise' im nationalen Spielbetrieb weiterhin optional zu ermöglichen."

Detlef Poste (Chef-Bundestrainer): "Ich kann die Beweggründe für „5x11“ für die Weltranglistenturniere und deren Vermarktung nachvollziehen. Welche Änderungen das mit sich bringt? Vermutlich eine etwas geringere Gesamtspielzeit, vielleicht mehr Überraschungen. Einfache Fehler und Fehlerserien müssen unbedingt vermieden werden, das könnte dazu führen, dass sich noch mehr 'belauert' wird. Für unsere Topspieler sehe ich mehr Vor- als Nachteile. Falls die Regeländerung kommt, sollte unbedingt darüber nachgedacht werden, ob nicht in Deutschland in unteren Klassen weiterhin „3x21“ als alternative Zählweise fortgeführt werden kann. Aus der Diskussion 2018 habe ich in Erinnerung, dass viele Spieler*innen dieser Klassen nicht unbedingt kürzere Matches haben wollen. Der DBV sollte sich dafür einsetzen, dass zumindest national alternative Zählweisen möglich sind.“

Brian Agerbak (Generalsekretär Badminton Europe, BEC): „Den Vorschlag zur Änderung der Zählweise, der nun von ‚Badminton Indonesia' eingebracht wurde, gab es bereits vor drei Jahren. Damals befürwortete der Mehrheit der europäischen Verbände eine Änderung. Es wurde als sehr wichtig angesehen, die Höhepunkte in einem Match nicht nur zu erhöhen, sondern auch deutlich früher zu erreichen. Mehr und kürzere Sätzen würden dafür sorgen. Ich erwarte einen großen Zuspruch aus Europa für ‚5x11', aber es sind viele unterschiedliche Interessengruppen zu betrachten. BEC ist noch nicht mit einer Empfehlung an die Mitgliedsverbände herangetreten, wird das aber vor dem Meeting tun."

Marc Zwiebler (Athletensprecher BWF): „Mir ist wichtig, dass die Spieler und Spielerinnen, verstehen, wie solche Entscheidungen zustande kommen. Es ist ein demokratischer Prozess. Am Ende stimmt natürlich der nationale Verband ab, aber die Spieler und Spielerinnen können die Entscheidung durchaus beeinflussen. Ich persönlich finde den Vorschlag aus Indonesien gut. Ich habe in der Bundesliga mit ‚5x11' - sowohl als Spieler als auch als Zuschauer - bereits positive Erfahrungen machen können. Es gibt umfangreiche und sehr interessante Studien des Weltverbandes, die sich mit den Auswirkungen einer Änderung der Zählweise auseinandersetzen. Das kann ich jedem ans Herz legen, der ‚5x11‘ skeptisch sieht. Ich sehe eine Änderung als Chance. Aber man muss natürlich die Menschen von den Vorteilen einer neuen Zählweise überzeugen. Ich bin auch überzeugt worden.“

Martin Kranitz (DBV-Sportdirektor): "Es gab ja bereits 2018 in Bangkok einen Vorstoß des BWF-Councils, die Zählweise anzupassen. 2018 waren mehr als 50% für den Wechsel, allerdings wäre eine 2/3 Mehrheit notwendig gewesen. Damals waren insbesondere die Asiaten sowie ein Teil der Afrikaner dagegen. Die Europäer, auch Deutschland, dafür. Es wurde vereinbart, nach Tokio den Punkt wieder aufzugreifen. Badminton Asia unterstützt den Antrag – man muss davon ausgehen, dass sich deren Meinung gewandelt hat. Vermutlich steht eine Mehrheit in Asien nun dahinter.“

Wilfried Jörres (DBV-Vizepräsident): "Wenn Asien dem zustimmt, wovon ich ausgehe, dann haben sich die Nationen, die damals dagegen waren, in allen Bereichen entsprechend vorbereitet. Die Bundesliga müsste dann auch nicht mehr auf die zusätzlichen alternativen Spielvarianten der BWF zurückgreifen.“

Jörg Hupertz (DBV-Referatsleiter Schiedsrichterwesen): „Für die Schiedsrichter würde eine Änderung der Zählweise auf ‚5x11' nur eine geringere Umstellung bedeuten, denn die Bundesligen spielen dieses System bereits. Es ist manchmal schon seltsam, wenn man am Wochenende Bundesliga ‚schiedst', am nächsten Wochenende dann Regionalliga oder eine Rangliste mit dem ‚3x21‘-System."

Das AGM findet am 22. Mai virtuell statt. Auch der Präsident und Deputy-Präsident stehen zur Wahl. Poul-Erik Høyer kandidiert für eine dritte Amtszeit.

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