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Jens Janisch: "Ziele beharrlich verfolgen"

Jens Janisch ist von klein auf sportbegeistert. Zuerst startete er in den Sportarten Kinderturnen und Bogenschießen. Er probierte sich in vielen Sportarten wie Kinderturnen, Bogenschießen, Judo und Fußball aus, bevor er als Jugendlicher seine Leidenschaft fürs Badminton entdeckte. Wie seine Begeisterung und sein Interesse für den Badmintonsport zum Beruf wurde, lest Ihr in folgendem Interview.

Von Michael Clemens

 

Ist Badminton Deine Leidenschaft? Wenn ja, warum?
„Ja, Badminton ist meine Leidenschaft! Ich habe viele Sportarten ausprobiert aber keine entdeckt, die mich so gefesselt und begeistert hat, wie Badminton. Badminton ist eine Mischung aus Team- und Individualsportart. Weiter ist sie physisch und mental anspruchsvoll. Am interessantesten finde ich die Disziplin Mixed. Es gibt wenige Sportarten in denen es gemischte Wettkämpfe auf olympischem Niveau gibt. Zudem ist das Geräusch eines gut getroffenen Federballes in der Halle der absolute Wahnsinn!“

„Die einzige Komponente, die ich beim Badmintonsport vermisse, ist die Möglichkeit draußen zu spielen. Leider kommt AirBadminton (noch) nicht an das Gefühl aus der Halle ran.“

Wie sah bzw. sieht deine Laufbahn als Trainer bis heute aus?

Timeline der Trainerscheine:

C-Trainer 1996
B-Trainer 1999
A-Trainer vermutlich Oktober 2020

„Gestartet hat ist sie im Jahr 1989 in meinem Heimatverein Vfl Grasdorf mit der Betreuung von Turnieren und dem Interesse an Kindertraining. Der nächste Schritt war die Trainingsleitung des Bezirkskaders in Hannover. Mein großes Interesse am Sport Badminton hat mich auf viele Fortbildungen und Trainerausbildungen geführt. Parallel dazu arbeitete ich als Versicherungskaufmann und schloss ein Studium auf Sport/Wirtschaft mit der Option des Lehramts ab. Durch den Bundestrainer Rollstuhlfahrer*innen Michael Mai wurde ich auf einen Minijob am Stützpunkt aufmerksam. Seit 2017 bin ich Landestrainer für Para Badminton. Mit dem Beginn des Jahres 2018 wurde Hannover zum Landesstützpunkt und zum Ende des Jahres hin als Paralympischer Trainingsstützpunkt anerkannt. Beide befinden sich derzeit unter meiner Leitung.“

Warum bist du Trainer? Was bedeutet die Tätigkeit für dich? Gibt es auch Schwierigkeiten oder Einschränkungen durch den Beruf?
„Es gibt viele Faktoren, die mich motivieren den Trainerberuf in Vollzeit auszuüben. Zum einem arbeite ich sehr gerne persönlich und lösungsorientiert mit Menschen, zum anderen bietet mir der Beruf komplexe und vielfältige Aufgaben. Unterm Strich: es wird nie langweilig und man erlebt die Fortschritte seiner Athleten*innen hautnah mit.“

„Aufgrund der vielen Turnierbetreuungen für Tokio 2020 kann ich nicht mehr selbst die Altersklassen spielen, das ist schade. Jedoch war die Qualifikationsphase für Olympia trotz Absage der Paralympics eine sehr bereichernde und intensive Zeit.“

Wie sieht deine zukünftige Planung als Trainer aus?
„In der Zukunft sehe ich mich weiterhin im Parabadminton. Hier forciere ich eine Vollzeitstelle als Landes- oder Bundesstützpunkttrainer und begleite die Athleten*innen bei den nächsten großen Stopps Tokio 2021 Paralympics und Paris 2024.“

Wer hat dich als Trainer geprägt? Hast du Vorbilder?
„Leider hatte ich keinen direkten Mentor, mit dem ich ständig im Austausch war. Durch meine zahlreichen Aus- und Fortbildungen habe ich aber eine Menge interessanter Trainer*innen kennengelernt, spontan fallen mir Lennart Engler (Dänemark), Kay Witt, Diemo Ruhnow und Detlef Poste ein. Außerdem war der Austausch mit Kim Buss, Fabian Gruss und Christopher Skrzeba sehr fruchtbar für mich.“

Gibt es drei Dinge die Du als Trainer über Dich selbst gelernt hast?
„Das Alter spielt keine Rolle, man kann sich immer verbessern. Weiterhin muss man im Trainingskontext konsequent Ziele verfolgen und diese auch einfordern. Zudem betrachte ich meine Athlet*innen inzwischen viel mehr als großes Ganzes und nicht zu detailverliebt.“

Auf welchem Gebiet bist Du Experte?
„Im geduldigem Umgang mit Menschen und aktiver Wegbegleiter. Ich habe ein Bewusstsein entwickelt jeden Tag dazuzulernen, denn jeder Athlet ist anders und viele Dinge brauchen einfach einen individuellen Lösungsweg. Man muss bereit sein jeden Tag die Grenzen zu verschieben und man darf nie zulassen, dass man sich selbst oder den Athleten*innen sportliche Grenzen setzt. Es gibt immer einen Weg!“

Was macht Dein Training aus?
„Ich versuche das große Ganze im Blick zu behalten, das Zusammenspiel aller Beteiligten, vom Physiotherapeuten über die Ernährungsberatung und die Sportpsychologin. Denn am Ende findet Training nicht nur auf dem Feld statt.“

Was ist Dein Erfolgsgeheimnis als Trainer?
„Die Frage ist, woran ich Erfolg messe. In der Struktur, in der ich aktuell angestellt bin, geht es um Medaillen bei EM und WM. Natürlich schätze ich die persönliche Entwicklung meiner Athleten*innen gleichermaßen. Wenn Athleten*innen ihre eigenen Ziele erreichen oder diese gar übertreffen ist das ein Riesen Erfolg für mich. Meine Stärken als Trainer sind es, gesetzte Ziele beharrlich und emphatisch zu verfolgen.“

Welcher Rat/Tipp hat Dir in deiner Trainerlaufbahn am meisten geholfen?
„Die Energie und Begeisterung des heutigen Chef-Bundestrainers Detlef Poste vor vielen Jahren bei einer Weiterbildung in Braunlage. Ich war positiv geschockt!“

Welchen Hinweis/Tipp würdest Du allen Trainern*innen da draußen mitgeben?
„Bleibt neugierig, flexibel und offen für Neues, was heute aktuell ist kann in drei Jahren überholt sein.“

Was macht Dich besser als andere Trainer*innen?
„Ich glaube jeder Trainer*in hat seine Stärken! Mich zeichnet aus, mit Haut und Haaren bei der Sache zu sein und 120% zu geben.“

Was ist deine Geheimwaffe/Tipp, um Athleten zu motivieren?
„Ich versuche immer als gutes Vorbild vorneweg zu gehen. Man muss versuchen herauszufinden wie der Athlet*in tickt damit man ihn und seine Bedürfnisse besser versteht.“

Was war deine emotionalste Erfahrung als Trainer bisher?
„Das erste große Turnier, das ich zusammen mit Christopher Skrzeba (DBV Chef-Bundestrainer Para-Badminton) betreute war die EM in Frankreich 2018. Dort schaffte es Valeska Knoblauch ins Dameneinzel Finale, welches an Spannung kaum zu überbieten war. Ich hatte das gesamte Spiel einen Puls von 180 und stand permanent unter Strom. Das Spiel ging noch in die Verlängerung, welche mich körperlich ans Limit brachte. Nachdem Valeska den letzten Punkt gewann wusste ich gar nicht wohin mit meinen positiven Emotionen, das war ein großer Moment für mich.“

Ausschnitte auch in folgendem ARD Sportschau-Beitrag.

Visionen innerhalb deiner Trainingsstruktur

Was passiert bei Euch zurzeit?
„Derzeit arbeite ich zusammen mit dem Trainerteam an der Beantragung des Bundesstützpunktes in Hannover (Anmerkung: inzwischen liegt eine Anerkennung vor). Weiterhin befinden sich viele der Athleten*innen gerade im Grundlagentrainingsprozess.“

Was ist Deine Vision für Deine Trainingsgruppe?
„Ich wünsche mir, dass meine Athlet*innen mit sich und ihrem Erfolg zufrieden sind. Dafür möchte ich sie soweit vorbereiten, dass sie um Medaillen im Jahr 2021 mitspielen können.“

Wo steht ihr in fünf Jahren?
„Ein Traum von mir ist es, in fünf Jahren hier in Hannover als Bundesstützpunkt, zwei Badmintonfelder mit Parkett und ausgelegten Matten zu haben. Das weitere Umfeld, vor allem hinsichtlich medizinischer und trainingswissenschaftlicher Betreuung ist bereits gut an die Athleten*innen angepasst.“

Was muss in Badminton-Deutschland Deiner Meinung nach verbessert werden, um langfristig mehr Erfolg in der Sportart international zu haben?
„Vieles hat sich schon verbessert oder ist gerade in einem Entwicklungsprozess. Die Sportart bekommt wesentlich mehr Aufmerksamkeit. Es gibt meiner Meinung nach drei Faktoren, die uns in Zukunft bessere Spieler*innen bescheren werden. Erstens benötigen wir mehr aktive Vereine, die sich der Kinder- und Jugendausbildung und sensibilisiert sind nach Para-Badminton-Talenten Ausschau zu halten.

„Weiterhin muss die Technikausbildung im früheren Alter besser werden, um nicht in höheren Altersklassen zu viele Fehlerbilder thematisieren zu müssen.

Als letztes finde ich das Wettkampfsystem in U11 und U13 nicht zielführend. Das Spielsystem sollte mehr darauf ausgelegt sein, technisch gute und handlungsschnelle Spieler*innen zu begünstigen.“

Szenarien:

Du trainierst spontan eine Kindergartengruppe mit 30 Teilnehmern, die keine Badmintonerfahrung haben, was tust du?
„Ich würde vor allem im koordinativen Bereich arbeiten. Aber das wichtigste wäre, dass die Kinder mit Spaß dabei sind“

Marvin Seidel fragt bei Dir Individualtraining an, fühlst Du dich bereit oder was fehlt Dir noch?
„Derzeit fühle ich mich nicht bereit dafür, zum einen fehlt mir Erfahrung in seinem Bereich, zum anderen muss ich die Erwartungshaltung von Marvin an mich kennen. Der Austausch wäre trotzdem sehr interessant für mich.“

Du beschließt von heute auf morgen den Trainerberuf hinzuschmeißen, was machst Du stattdessen?
„Ich fühle mich in meinem Beruf wohl und sehe daher keine Umorientierung in naher Zukunft vor. Wenn der Fall eintreten sollte, möchte ich weiterhin in einem sportlichen Rahmen zusammen mit Menschen arbeiten.“

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