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Carla Strauß: "Es macht mir schlicht und einfach Spaß!"

Carla Strauß hat nach ihrem Abitur und einer Ausbildung zur biologisch-technischen Assistentin fünf Jahre in einem Labor gearbeitet. Das nachfolgende Psychologiestudium beendete sie erfolgreich und arbeitete anschließend bis zur hauptberuflichen Tätigkeit als Verbandstrainerin in Berlin bei einem Spin-Off der Humboldt Universität als Freelancerin in der Personalberatung.

Von Michael Clemens

 

Die sportlichen Wurzeln von Carla liegen im Gerätturnen. Dem Gerätturnen entwachsen, wechselte sie zur Leichtathletik. Ihre damals beste Freundin brachte sie schließlich in die Halle zum Badmintonsport. Hier erinnert sich Carla noch ganz genau, wie sie sich direkt am Anfang den Fuß brach. Dieser Rückschlag sollte aber ihre bereits entwickelte Leidenschaft und Begeisterung für Badminton nicht trüben. Im Jahr 2014 erhielt sie die C-Lizenz worauf ein Jahr später die Ausbildung zur B-Trainerin folgte. Während der Lehrgänge kam sie das erste Mal in den Austausch mit bereits berufstätigen Trainer*innen, welcher für Carla sehr bereichernd war. Sie übernahm während dieser Ausbildung bereits Trainingsgruppen in Vereinen (Berliner SC und TSV Spandau) und trat nach Abschluss der B-Lizenz den hauptberuflichen Weg als Trainerin an. Inzwischen hat Carla ihre A-Lizenz und wurde zudem zur Trainerin des Jahres 2017 im Nachwuchsbereich gekürt.

Carla, wieso ist Badminton die beste Sportart für Dich?
Badminton macht Spaß, ist unfassbar schnell, athletisch und stellt uns vor mentale Herausforderungen. Zudem finde ich die Auseinandersetzung mit dem Gegenüber im Coaching und als Spieler*in super interessant.

Wann hast Du dich für das Trainerinnen-Dasein interessiert bzw. dich dazu entschieden, es hauptberuflich auszuüben?
Für den Beruf als Trainerin habe ich mich im Laufe der B-Lizenzausbildung entschieden. Zu dieser Zeit habe ich bereits selbst viel Training gegeben. Nach der Ausbildung habe ich zunächst eine halbe Stelle im Verband angenommen, welche später auf eine ganze Stelle ausgebaut wurde. Mein Themenschwerpunkt ist der Kinder- und Jugendbereich mit Fokus Leistungssport.

Warum bist Du Trainerin? Was bedeutet die Tätigkeit für Dich? Gibt es auch Herausforderungen?Ich habe mich bewusst für den Beruf als Trainerin entschieden, weil ich hier wirklich über Jahre hinweg Athleten*innen und deren Entwicklung begleiten kann. Zudem ist das Aufgabenfeld ungewöhnlich und abwechslungsreich. Es macht mir schlicht und einfach Spaß!

Das Berufsbild so wie es aktuell ist bringt häufige Reisen auf Turniere mit sich. Dies nimmt viele Wochenenden in Beschlag. Manchmal ist es dann mit eigenen Hobbies etwas schwierig. Ich kann mir auch vorstellen, dass der Beruf mit einem Wunsch nach eigenen Kindern schwierig zu kombinieren ist.

Wie sieht Deine zukünftige Planung als Trainerin aus?
Mein Anliegen ist es, die Nachwuchsarbeit in meinem Leistungszentrum in Berlin zu stabilisieren und die Konzeption weiterzuentwickeln. Konkret plane ich hierfür weitere Strukturmaßnahmen für Vereine und Spieler*innen.

Wer hat Dich geprägt als Trainerin? Hast Du ein Vorbild?
Kay Witt hat mich in Berlin an das Landesleisstungszentrum geholt und ist eine prägende Figur für mich. Aktuell begleitet mich Dr. Dirk Nötzel (Bundestrainer Jugend) in meiner Ausbildung zum DBV Elitetrainer und immer wieder für kritische Gespräche zur Stelle.

Gibt es drei Dinge, die Du als Trainerin über Dich als Mensch selbst lernst bzw. gelernt hast?
„Einfach öfter mal locker bleiben“
„Bewusst auf Details schauen und keine Angst vor dem Ausprobieren“
„Loben ohne negatives Feedback zu geben – ist so wichtig und so schwer!“

Auf welchem Gebiet bist Du Expertin?
Mein Steckenpferd ist durch meine akademische Ausbildung geprägt, das Trainieren mit allen Sinnen.

Was macht Dein Training aus?
Mein Training kann man mit einem Wort beschreiben: ABGEFAHREN. Ich probiere gerne viele Methoden aus.

Was ist Dein Erfolgsgeheimnis als Trainerin?
Meiner Meinung nach ist es am wichtigsten neugierig und offen für Neues zu sein.

Welcher Rat/Tipp hat Dir in Deiner Karriere am meisten geholfen?
Hier muss ich leider ein negatives Statement nennen. Am meisten hängen geblieben ist mir der Satz, ich solle mir einen Plan B bzw. Ausweg aus dem Trainerjob offenhalten. Leider wurde mir das öfter gesagt als man es sich wohl wünscht, es beeinflusst mich aber nicht wirklich und ich möchte diesem Bild auch gerne entgegenwirken.

Welchen Hinweis/Tipp würdest Du allen Trainer*innen in Badminton-Deutschland mitgeben?
Bleibt auf dem Boden, letztlich weiß niemand alles oder oder kennt den einen Weg der für jeden funktioniert. Mit einer engen Zusammenarbeit und Netzwerken von Trainer*innen sowie der Bündelung von Wissen und Austausch werden wir langfristig noch bessere Athleten*innen ausbilden können.

Was ist Deine Geheimwaffe, um Athleten zu motivieren?
Meine eigene Motivation, Energie und Begeisterung für die Sportart. Wir sind als Trainer*innen für die Stimmung in der Halle verantwortlich.

Was war Deine emotionalste Erfahrung als Trainerin bisher?
Wirklich sehr gefreut hat mich der Sieg des Berliner U13-Mixed bei den Deutschen Meisterschaften. Das Spiel war sehr durchwachsen und der Sieg am Ende war einfach Klasse. Fernab der sportlichen Erfolge haben für mich die Rückmeldungen der Vereine und Eltern zur Entwicklung ihrer Kinder einen großen Wert.

Visionen Strukturen, Vereine und Verbände

Was passiert bei euch zurzeit?
Die Konzeption des Leistungsbereiches spielt eine vordergründige Rolle; ab wann welche Periodisierung, wie können wir Training im Leistungszentrum mit den Vereinen abstimmen und wie Wissen nachhaltig sichern. Weiter steht die Entwicklung des Konzeptes der Trainerausbildung zusammen mit Sebastian Buijze an. Die Betreuung von Trainer*innen in ihren Anfängen hat eine hohe Bedeutung. Die Grundausbildung muss einfach und hochwertig gestaltet sein, zudem auch die Persönlichkeitsentwicklung und das lebenslange Lernen und Begleiten. Der Verband wird sich sicher in den nächsten Jahren noch weiter verändern. Meine Anstellung im Verband und die von Florian Baake (Anmerkung: BVBB-Athletiktrainer und -Physiotherapeut) werden da nur die ersten Schritte gewesen sein. Insgesamt stehen uns also spannende Zeiten bevor!

Ein Großteil meiner Energie geht in die Altersklassen U13 & U15, diese möchte ich so gut und lange wie möglich auszubilden. Zudem ist es mir ein großes Anliegen Badminton regional stetig zu verbessern. Dafür müssen sich die Strukturen in vielen Vereinen ändern. Je mehr Vereine mit guter Nachwuchsarbeit es gibt, desto mehr Athlet*innen werden Erfolge auf Turnieren feiern und die Konkurrenz bereichern. Davon lebt nicht nur der Leistungssport. Vereinstrainer*innen müssen dabei von ihren Vereinen mit all seinen Mitgliedern, sondern auch vom Verband bestmöglich unterstützt werden.“

Was muss in Deutschland Deiner Meinung nach verbessert werden, um langfristig mehr Erfolg in der Sportart international zu haben?
Ganz klar die Stärkung des Berufs "Trainerin" sowie die Rolle von Frauen im Sport. Auch im DBV habe ich hierfür das Projekt "Trainerinnen stärken" aufgesetzt, mit dem wir jährlich Sportangebote und Trainingscamps nur für Mädchen & Frauen auf die Beine stellen.

Leider ist die Vereinbarkeit des Trainerberufs mit dem Privatleben sehr herausfordernd. Zudem ist Badminton und der Sportbereich eine Männerdomäne, die schlecht bezahlt ist. Das Bild von Trainerinnen bei den Männern muss sich in Zukunft ändern. In der Integration von Frauen im Trainerinnenberuf liegt noch viel Potential vergraben, dass über die einzelnen Personen an sich hinausgeht und auch für die Entwicklung von Athletinnen eine entscheidende Rolle spielen könnte. Wir müssen uns intensiver bemühen, zukünftig mehr (finanzielle) Ressourcen in den Sport zu bringen. Den Anfang können Vereine machen, indem sie bei dementsprechender Leistung ihre Gebühren erhöhen. Badminton ist nun mal kein billiger Sport und man bekommt unglaublich viel geboten! Auch die gute und starke Balance zwischen Ehren- und Hauptamtlichkeit ist für die zukünftige Weiterentwicklung des Badmintonsports zentral."

Szenarien:

Du trainierst spontan eine Kindergartengruppe mit 30 Teilnehmer*innen, die keine Badminton-Erfahrung haben, was tust Du?
Kindergartenkinder? Hauptsache wilde und spaßige Spiele mit dem Ziel sie richtig auszupowern. Den Schläger würden wir zum Schluss für ein paar spaßige Sachen nutzen.

Marvin Seidel fragt bei Dir Individualtraining an, fühlst Du dich bereit oder was fehlt Dir noch?
Mein Technik- und Taktikverständnis ist für Marvin keineswegs ausreichend. Ich habe einfach gesagt keine Erfahrung im Bereich Profisport und Weltklassebereich.

Du beschließt von heute auf morgen den Trainerberuf hinzuschmeißen, was machst Du stattdessen?
Die Arbeit mit Sportler*innen hat mich angefixt und treibt mich uneingeschränkt an. Deswegen ist die sportliche Komponente nicht mehr wegzudenken, was mich wohl in den sportpsychologischen Bereich führen würde.

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