(Foto: BadmintonPhoto).

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Danny Schwarz will neugierig bleiben

Durch seinen Bruder gelockt, betrat Danny Schwarz das erste Mal die Sporthalle des Badmintonvereins Rot-Weiß-Wesel im Alter von sechs Jahren. Die damalige Jugend des Vereins war mit vielen Talenten bestückt, was eine gute Entwicklung von Danny unterstützte.

Von Michael Clemens

 

Die Jugendförderung zeigte Früchte und hochmotiviert spielte Danny sich bis in die nationale Spitze einschließlich einiger Einsätze in der damaligen Schülernationalmannschaft. Nach dem Abitur studierte Danny an der Deutschen Sporthochschule in Köln Sport mit dem Schwerpunkt Ökonomie und Management. In dieser Zeit beschäftigte er sich viel mit Badminton als Aktiver und Trainer. Parallel zum Diplomstudium spielte er über 12 Jahre in der ersten und zweiten Bundesliga bei der Bottroper BG, BVH Dorsten und schließlich sieben Jahre im TV Refrath.

Aufgrund der familiären Situation (Geburt des ersten Kindes) sowie immer wieder auftretenden gesundheitlichen Problemen zog er sich aus der aktiven Laufbahn zurück und startete seine Berufslaufbahn in der Sportmarketingbranche. Zur gleichen Zeit stieg Danny 2009 mit einem Minijob als Trainer im Damendoppel am Bundesstützpunkt in Mülheim an der Ruhr ein. Seit 2012 im Rahmen einer halben Stelle in Mülheim als Assistenz-Bundestrainer Jugend für den Bereich U17 bis U19 zuständig.

Wieso ist Badminton die beste Sportart für Dich?
„Ich mag die Komplexität der Sportart. Hinzu kommt das ein Spieler/in auf verschiedenen Wegen erfolgreich sein kann. Badminton ist keine Mannschaftssportart. Ich finde das direkte 1 vs. 1, mit wenig Pause, sehr interessant.“

Wann hast Du Dich für den Trainerberuf entschieden?
"Bewusst dazu entschieden habe ich mich 2010 nach dem ersten Job im Sportmarketing. Nachdem Holger Hasse mir die Möglichkeit des Trainerberufes in Mülheim angeboten hat, habe ich mich für Badminton und gegen meine bisherige Tätigkeit entschieden.

Warum bist Du Trainer? Was bedeutet die Tätigkeit für Dich?
"Für mich ist der Trainerberuf mehr als nur Arbeit, es ist meine Leidenschaft. Ich finde es Klasse das ich diese Leidenschaft zum Beruf machen kann.“

„Badminton ist mein absolutes Lieblingsthema. Hinzu kommt das ich das Umfeld und meine Trainerkollegen*innen hier in Mühlheim sehr schätze und mag. Der Beruf umfasst nicht nur das Training und die Betreuung auf Turnieren. Spannend und erfüllend für mich ist die Persönlichkeitsentwicklung der Athleten*innen, bei denen ich jeden Tag wieder Neues für mich lerne.“

Wer hat Dich geprägt als Trainer? Hast Du ein Vorbild?
„Mein Weg im Badminton wurde durch verschiedenste Trainer geprägt. Hier den ein oder anderen zu nennen würde wiederrum den anderen Trainern nicht gerecht werden. Ich habe in meiner bisherigen Laufbahn viele sehr gute Trainer kennenlernen dürfen. Dabei habe ich versucht, für mich als Trainer immer etwas mitzunehmen.“

Gibt es drei Dinge, die Du als Trainer über Dich selbst gelernt hast?

  • Geduld und Gelassenheit in der Entwicklung von Spieler*innen.
  • Es bedarf eines klaren Rahmens für eine gute Athletenentwicklung.
  • Der/die Spieler*innen benötigen gewisse Freiräume im Training, um sich entfalten zu können.

Mit welchem Thema hast du Dich in der Projektarbeit des A-Trainers beschäftigt?
„Mit der technischen und taktischen Analyse & Strukturierung der Beinarbeit in den Einzeldisziplinen.”

Für Interessierte, die Arbeit ist auf der DBV-Plattform Racketmind einsehbar!

Was macht Dein Training aus?
„Für mich ist eine positive Trainingsatmosphäre essenziell. Es geht um Freude und Hingabe im Training. Das ist natürlich nicht immer ganz einfach hinzubekommen. Dennoch erwarte ich von jedem einzelnen Spieler, es so gut wie möglich zu machen. Im Training ist Badminton eine Mannschaftssportart. Das müssen die Spieler verstehen. Nur wenn ich bereit bin 100 Prozent für meine Trainingsgruppe zu geben, kann ich dasselbe von meinen Trainingspartnern erwarten. Dafür braucht jeder den unbedingten Willen, Lust auf Entwicklung und natürlich Verständnis füreinander. Diesen Spirit brauchen wir.“

„Den Spielern das klar zu machen ist insbesondere in einer Einzelsportart nicht einfach und dennoch umso wichtiger!"

Welche Momente im Training zaubern Dir ein Lächeln ins Gesicht?
„Insgesamt bereitet mir das Training mit Jugendlichen große Freude. Es ist schon eine besondere Zeit, in der man die Jugendlichen begleiten und ihnen hoffentlich einige wichtige Werte für ihr Leben mitgeben kann. Dies sollte man als Trainer unbedingt im Blick haben.“
„Ein Lächeln zaubert mir einige Momente im täglichen Training ins Gesicht. Das kann die volle Hingabe der Spieler sein, das kann das Umsetzen von etwas neu Erlerntem sein, das kann ein guter Witz von einem/r Spieler/in sein.“

Was lernt ein neue/r Athlet*in im ersten Jahr unter Deiner Leitung?

Erstes Jahr U17
1. „Mindset“ entwickeln (Was bedeutet es Leistungssportler zu werden? Kommittent Spieler/Trainer entwickeln, gegenseitige Erwartungen)
2. technische Weiterentwicklung (Neulernen und leider auch viel umlernen!! à hier wäre eine bessere Basis wichtig)
3. physische Entwicklung (Kraft/Schnellkraft, Schnelligkeit, Stabilität, Flexibilität)
4. erste taktische Idee entwickeln (wie kann ich international erfolgreich sein? Stärken und Schwächen identifizieren), darauf aufbauend entwickeln wir dann im zweiten Jahr U17 ein erstes Spielkonzept

Was war die in Deinen Augen härteste Maßnahme, die Du angewandt hast?
„Ich bin kein Freund von harten Maßnahmen. Bei mir geht es viel um Eigenmotivation der Spieler. Selten kommt es vor, dass ich einen Spieler*in aus dem Training nach Hause schicke, wenn die Grundwerte unseres gemeinsamen Trainings (Commitment) nicht eingehalten werden können. Hier sollte man als Trainer aber Fingerspitzengefühl beweisen, da die Jugendlichen schon eine sehr hohe Tagesbelastung haben (Verbundsystem - Schule (G8!) - Leistungssport).“

Welcher Rat hat Dir in Deiner Karriere am meisten geholfen?
„Einen Ratschlag, den mir damals Jakob Hoi mit auf den Weg gab: „Bleib neugierig, solange du neugierig bist, wirst du dich weiterentwickeln!“

Welchen Tipp möchtest du allen Trainer*innen in Badminton-Deutschland mitgeben?
„Bleibt gelassen im Training und gebt euren Athleten*innen gewisse Freiräume für ihre persönliche Entwicklung.“
„Der Trainer sollte sich nicht als zu wichtig nehmen, sondern vielmehr ein sehr guter Begleiter/Ratgeber auf dem Weg eines jeden Athleten sein.“

Wie schaffst Du es, Deine Athleten zu motivieren?
„Über eine gute und enge Trainer-Spieler*innen Beziehung, in welcher ehrliches Feedback gegeben und verstanden wird.“

Was war Deine emotionalste Erfahrung als Trainerin bisher?
„Als erstes kommt mir die Bronzemedaille von Lukas Resch bei der Jugend-Europameisterschaft 2018 in Tallinn in den Kopf. Das ganze Turnier mit dem abschließenden Gewinn der Medaillen war klasse! Ansonsten erfreue ich mich generell an der Entwicklung von Athleten*innen. Wenn Ziele erreicht werden ist es immer wieder ein emotionales Highlight!

Visionen Trainingsgruppe

Was passiert bei euch zur Zeit? Vision für Deine Gruppe?
„Das wichtigste Ziel am Stützpunkt ist die Vorbereitung der Spieler auf den Erwachsenenleistungssport an den Bundesstützpunkten. Für uns im Jugendbereich ist der Gewinn von Medaillen bei großen Turnieren und hier insbesondere bei Jugend - Welt- und Europameisterschaften das größte Ziel. Dazu müssen wir Trainer*innen u.a. in Mülheim eine leistungsstarke Gruppe aufbauen und sie international konkurrenzfähig machen.“

Was fehlt Deiner Meinung nach in Deutschland, um langfristig mehr Spieler*innen in die internationale Spitze zu führen?!
„Insgesamt muss Badminton-Deutschland es schaffen, in der Breite bessere Spieler*innen zu entwickeln. Die Basis dafür ist Wissen, mehr gute Vereinssysteme und optimal aus- und fortgebildete Trainer*innen. Wenn wir es schaffen das Grundniveau in der Basis zu heben, werden wir meiner Meinung nach mehr Qualität in der Spitze sehen.“

„Aus meiner Sicht sollten wir noch viel größeren Wert auf die technische Entwicklung im Kinder- und Jugendbereich legen. Hier brauchen sie unbedingt die richtigen Werkzeuge um später erfolgreich zu sein.

„Intracoaching auf Turnieren in der Altersklasse U11-U13 sollte meiner Meinung nach nicht stattfinden. Hier sollten die Kinder vielmehr dazu ermutigt werden, eigene Strategien/Lösungen auf dem Spielfeld zu finden. Dies ist ein Weg, um kleine Spielerpersönlichkeiten zu entwickeln.“

Szenarien:

Du trainierst spontan eine Kindergartengruppe mit 30 Teilnehmern*innen, die keine Badmintonerfahrung haben, was tust Du?
„In diesem Altersbereich habe ich wenig Erfahrung. Daher würde ich spontan sagen, dass ich mit den Kids viele kleine Wettkämpfe machen würde, bei denen sie Grundfähigkeiten wie Schnelligkeit, Balance, Geschicklichkeit, Handlungsschnelligkeit etc. üben würden.

Marvin Seidel fragt bei Dir Individualtraining an, fühlst Du Dich bereit oder was fehlt Dir noch?
„Sagen wir es so, ich fühle mich nicht unvorbereitet. Soweit ich mich erinnern kann war ich damals bei dem ein oder anderen Jugendlehrgang mit Marvin dabei. Von daher hätte ich Lust, und wer weiß, vielleicht könnte ich ihm den ein oder anderen Tipp mit auf dem Weg geben.“?

Du beschließt von heute auf morgen den Trainerberuf hinzuschmeißen, was machst Du stattdessen?
„Zuerst einmal fällt mir der Gedanke nicht mehr als Badmintontrainer zu arbeiten momentan schwer. Die nächsten paar Jahre würde ich es sehr gerne weitermachen. Meine Arbeit macht mir nach wie vor sehr große Freude. Insbesondere das direkte Arbeiten mit den Spielern. Ich würde wahrscheinlich in das Familienunternehmen meiner Frau einsteigen. Dieses ist in den letzten 15 Jahren so gewachsen, dass sie dort gut Entlastung gebrauchen könnte. Ich kann mir vorstellen, dass es mir Spaß bringen würde. So ganz ohne Badminton könnte ich dann wahrscheinlich nicht, so dass ich dem Badmintonsport auch weiterhin erhalten bleiben würde.“

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