WM-Debütantin Luise Heim @BadmintonPhoto

International

Zehn Premieren und ein Abschied

Wenn am 21. August in Schottlands größter Stadt die diesjährige Individual-WM im Badminton beginnt geben einerseits zehn Spieler des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV) ihr Debüt bei Titelkämpfen dieser Art. Andererseits nimmt ein Athlet, der das Badmintongeschehen in Deutschland über viele Jahre in besonderer Weise prägte, Abschied von Individual-Weltmeisterschaften: Marc Zwiebler (1. BC Beuel), der deutsche Rekordmeister im Herreneinzel und dreimalige Olympiateilnehmer in dieser Disziplin, beendet nach den TOTAL BWF World Championships 2017 seine Leistungssportkarriere.

Von Claudia Pauli

 

Herreneinzel

In der ersten Runde trifft der 33 Jahre alte Weltranglisten-21. bei der WM - erstmalig in seiner Karriere - auf den US-Amerikaner Bjorn Seguin (Weltranglistenplatz 109). Danach müsste sich der gebürtige Bonner bereits mit einem Top 10-Spieler auseinandersetzen: Gegner in Runde zwei wäre Chou Tien Chen, der in der Weltrangliste derzeit auf Platz sechs geführt wird und in Glasgow auch an Nummer sechs gesetzt ist. "Die Auslosung für die erste Runde ist ok, aber die zweite Runde wird sehr, sehr hart. Wir kennen uns sehr gut, haben schon oft gegeneinander gespielt und eine relativ ausgeglichene Statistik in den letzten Jahren. Allerdings ist Chou Tien Chen derzeit in einer super Form. Natürlich muss ich erst einmal die erste Runde gewinnen, aber dann hoffe ich, dass ich etwas Gutes gegen Chou Tien Chen abliefern kann", meinte Marc Zwiebler unmittelbar nach erfolgter Auslosung. Bis dato standen sich der Europameister von 2012 aus Deutschland und der YONEX German Open-Gewinner von 2017 aus Taiwan fünfmal im Rahmen eines Wettkampfes gegenüber. Zweimal ging dabei der Deutsche als Sieger vom Feld. "Generell finde ich es ein wenig schade, dass ich sehr knapp am Setzplatz vorbei geschrammt bin. Das hätte es ein bisschen einfacher gemacht, aber man muss es so nehmen, wie es kommt, und ich freue mich drauf", so Marc Zwiebler weiter.

Zweiter deutscher Starter im Herreneinzel ist in Glasgow der amtierende Deutsche Meister Fabian Roth (1. BC Saarbrücken-Bischmisheim). Der 21-Jährige steht in seiner ersten Partie bei einer Individual-WM gleich vor einer großen Herausforderung: Gegner des Weltranglisten-35. des DBV ist der aktuelle Vizeeuropameister Anders Antonsen (Weltranglistenplatz 14; Setzplatz 14). Die bisherigen beiden Vergleiche entschied der Däne für sich. "Die schwerste erste Runde von allen deutschen WM-Teilnehmern hat aus meiner Sicht Fabian Roth. Trotzdem glaube ich, dass es ein offenes Spiel sein wird und er nicht chancenlos ist", zog Martin Kranitz ein erstes Fazit in Bezug auf die Auslosung. Der Sportdirektor des DBV fügte hinzu: "Bei allen anderen ist die Auslosung für die erste Runde ok. Da wir mit vielen Jüngeren am Start sind und niemand einen Setzplatz hat, ist klar, dass sie spätestens in der zweiten Runde auf einen der Gesetzten treffen. Ziel ist es, dass es ihnen gelingt, bei der WM ihre bestmögliche Leistung abzurufen. Dann müssen wir schauen, wie weit sie kommen und wer es gegebenenfalls schafft, für eine Überraschung zu sorgen."

Dameneinzel

Im Dameneinzel bestreitet die Deutsche Meisterin Luise Heim (1. BC Beuel) ihr Auftaktmatch gegen die Engländerin Fontaine Mica Chapman (Weltranglistenplatz 67), gegen die sie zwar schon in der Badminton-Bundesliga antrat, jedoch noch nie bei einem internationalen Turnier. In der zweiten Runde würde die an Nummer 15 gesetzte Spanierin Beatriz Corrales (Weltranglistenplatz 24) auf die 21 Jahre alte Weltranglisten-70. aus Deutschland warten.

Die DM-Zweite Fabienne Deprez (Aulnay-sous-Bois/Frankreich; Weltranglistenplatz 49) muss sich in Runde eins mit Mia Blichfeldt auseinandersetzen, die im Ranking des Badminton-Weltverbandes BWF aktuell sechs Plätze vor ihr gelistet ist (Weltranglistenplatz 43). Die 25 Jahre alte Deutsche und die Dänin, die zwei Tage vor WM-Beginn erst 20 Jahre alt wird, standen sich bis dato dreimal bei einem Turnier gegenüber. Ein Aufeinandertreffen davon, das jüngste, entschied Fabienne Deprez für sich. Nächste Gegnerin der B-Kaderathletin des DBV wäre die an Position zehn notierte Japanerin Sayaka Sato (Weltranglistenplatz 13). Dieses Duell gab es zuvor noch nicht anlässlich eines Turniers. Auch Fabienne Deprez und Luise Heim schlagen 2017 erstmalig bei einer Individual-WM auf.

Herrendoppel

Gleiches gilt für die Deutschen Vizemeister im Herrendoppel, Mark Lamsfuß (1. BC Wipperfeld) und Marvin Seidel (1. BC Saarbrücken-Bischmisheim), die in Glasgow in der ersten Runde - ebenfalls zum ersten Mal in ihrer Karriere - auf die Polen Milosz Bochat/Adam Cwalina (Weltranglistenplatz 61) treffen. Anschließend wären die Weltranglistenvierten Takeshi Kamura/Keigo Sonoda (Setzplatz 4) aus Japan die Gegner der deutschen Nachwuchshoffnungen (Weltranglistenplatz 34). Die bis dato einzige Begegnung, ausgetragen im Mai 2017 im Rahmen der Mixed-Team-WM in Australien, gewannen die Asiaten in zwei Sätzen.

Jones Ralfy Jansen/Josche Zurwonne (1. BC Wipperfeld/SC Union Lüdinghausen) bestreiten ihr Erstrundenmatch gegen die Polen Pawel Pradzinski/Jan Rudzinski. Die Weltranglisten-27. aus Deutschland und die Weltranglisten-71. aus Osteuropa spielen erstmalig im Rahmen eines Turniers gegeneinander. In der zweiten Runde träfen die DBV-Asse auf die an Nummer sechs gesetzten Chinesen Chai Biao/Hong Wei (Weltranglistenplatz 6). Auch dieses Duell gab es noch nie bei einem Wettkampf. Jones Ralfy Jansen ist in Bezug auf Individual-Weltmeisterschaften ebenfalls ein Debütant.

Damendoppel

Im Damendoppel ist der DBV sogar dreifach vertreten. Die Deutschen Meisterinnen Isabel Herttrich/Carla Nelte (1. BC Saarbrücken-Bischmisheim/TV Refrath) gehen als Favoritinnen in ihr Auftaktmatch gegen Hadia Hosny und Doha Hany (Weltranglistenplatz 78) aus Ägypten, gegen die sie in der Emirates Arena erstmalig bei einem Turnier aufschlagen. In Runde zwei käme es für die Weltranglisten-35. des DBV zur - ebenfalls erstmaligen - Begegnung mit den in Glasgow an Position sechs notierten Chinesinnen Huang Dongping/Li Yinhui (Weltranglistenplatz 6).

Johanna Goliszewski und Lara Käpplein (beide 1. BV Mülheim) haben zu WM-Beginn gleichsam eine lösbare Aufgabe vor sich: Die Weltranglisten-42. stehen in der ersten Runde - zum ersten Mal in ihrer Karriere - Helina Rüütel und Kristin Kuuba (Weltranglistenplatz 68) aus Estland gegenüber. Danach käme es zum neuerlichen Aufeinandertreffen mit den in Schottland an Nummer 16 gesetzten EM-Dritten Anastasia Chervyakova/Olga Morozova (Weltranglistenplatz 23) aus Russland, denen die Deutschen bei der Individual-EM 2017 in Dänemark in zwei Sätzen unterlagen.

Auch die DM-Dritten Lisa Kaminski/Hannah Pohl (beide 1. BC Beuel) spielen in ihrem Erstrundenmatch gegen eine Paarung aus Europa: Die Weltranglisten-86. treffen dann - erstmalig im Rahmen eines internationalen Turniers - auf Sarah Walker und Lauren Smith (Weltranglistenplatz 27). Die ebenfalls bei der diesjährigen Individual-EM mit Bronze dekorierten Engländerinnen sind ihnen allerdings aus der Badminton-Bundesliga sehr gut bekannt - Lauren Smith war sogar schon Mannschaftskollegin von Lisa Kaminski und Hannah Pohl beim 1. BC Beuel und wird dies in der Saison 2017/2018 erneut sein.

Von den Damendoppel-Akteurinnen geben Lisa Kaminski, Hannah Pohl und Lara Käpplein in diesem Jahr ihr Debüt bei Titelkämpfen dieser Art.

Mixed

Im Mixed sollten Mark Lamsfuß und Isabel Herttrich (1. BC Wipperfeld/1. BC Saarbrücken-Bischmisheim) in ihrem Auftaktmatch gegen Gregory Mairs/Jenny Moore (Weltranglistenplatz 63) die Oberhand behalten können. Die Weltranglisten-28. aus Deutschland stehen den Engländern dann zum ersten Mal anlässlich eines Turniers gegenüber. Anschließend träfen die Deutschen Vizemeister auf die WM-Dritten von 2014 und amtierenden Vizeeuropameister, Joachim Fischer Nielsen/Christinna Pedersen (Weltranglistenplatz 6; Setzplatz 6). Das bislang einzige Duell, ausgetragen im Februar 2017 bei der Mixed-Team-EM in Polen, gewannen die Dänen in zwei Sätzen.

Die Deutschen Meister Raphael Beck/Carla Nelte (beide TV Refrath) bestreiten ihre Erstrundenpartie gegen die Franzosen Thom Gicquel/Delphine Delrue (Weltranglistenplatz 67). In Runde zwei müssten sich die Weltranglisten-74. des DBV mit der an Nummer zwölf gesetzten Paarung Tang Chun Man/Tse Ying Suet (Weltranglistenplatz 15) aus Hongkong messen. Beide Begegnungen gab es bis dato nicht im Rahmen eines Wettkampfes.

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